Die Biodiversität auf La Réunion und ihre Bedrohung durch den Menschen

Wenn wir über die Artenvielfalt auf La Réunion sprechen, können wir sie erst einmal in Flora und Fauna unterteilen.

Zunächst einmal kommen wir zu der Flora. Insgesamt zählen zu der spontanen Flora 1730 Gefäßpflanzenarten, davon 762 heimisch und 86 wahrscheinlich heimisch, was zusammen eine Quote von 49% der gesamten spontanen Flora bedeutet.

Trotz dessen, dass La Réunion über eine geringe Vielfalt an einheimischen Pflanzenarten verfügt, zählt die Insel zu den weltweiten 25 Hotspots der biologischen Artenvielfalt und darf sich folglich einer internationalen Relevanz rühmen. Der Grund hierfür liegt in der starken Endemie.

Im Folgenden werde ich einige Pflanzenarten der Insel näher beschreiben, die ich während meines zweiwöchigen Aufenthalts auf La Réunion kennenlernen durfte.

Erst einmal kommen wir zu den essbaren sowie Duft- und Heilpflanzen.

Der Kaloupilé trägt Blätter, deren Duftnote an Curry erinnert und die vielfach in der indischen und auch insbesondere in der vegetarischen Küche eingesetzt werden. Seinen Ursprung hat er in Sri Lanka und Indien. Seine heilenden Wirkungen umfassen eine Unterstützung der Verdauung, antientzündliche Effekte und weiteres.

Der Combava mit seiner intensiv duftenden Schale findet seine Verwendung in der traditionellen réunionesischen Küche, etwa in Geflügel- oder Fischgerichten.

Der Frangipanier, auch genannt Plumerias, mit seinen prächtigen weiß-gelben Blüten stammt ursprünglich aus Amerika und ist heutzutage überall zu finden, wo tropisches Klima herrscht, so auch auf La Réunion. In der polynesischen Kultur zeigt er den Ehestatus der Frauen an.

Verschiedene Palmenarten sieht man auf La Réunion an jeder Straßenecke. Die Artenvielfalt beinhaltet unter anderem:

Den palmier dattier. Wie der Name sagt, handelt es sich bei den Früchten dieser Palmenart um Datteln.

Den cocotier, die allbekannte Kokospalme. Die Kokosnüsse darf man auf La Réunion allerdings nicht einfach so ernten.

Auch der palmier colonne ist eine sehr verbreitete Palmenart. Man sieht ihn überall und er ist durch die beeindruckende Höhe seines weiß gefärbten Stammes sehr markant.

Doch die wunderschöne Flora der Insel ist bedroht: Durch Zerstörung und Veränderung der Lebensräume sowie zusätzlich bedingt durch die Insellage und Mikro-Endemie sterben mehr und mehr Arten aus, man spricht von einer Krise der Artenvielfalt. Dieser Zustand herrscht auf allen ozeanischen Inseln.

Aktuell werden 256 gefährdete Arten gezählt, davon sind 125 akut von dem Aussterben bedroht.

Trotz der Arbeit verschiedener Verbände, einer gezielten Politik der Erhaltung einheimischer Lebensräume und der bewahrenden Verwaltung der einheimischen Biodiversität schreitet der traurige Prozess immer weiter fort.

Kommen wir nun zu dem zweiten Aspekt der Biodiversität: der Fauna.

Die Fauna auf La Réunion zeichnet sich sowohl durch eine Vielfalt an ungefährlichen und ungiftigen Landtieren als auch durch eine bunte Unterwasserwelt aus.

Die ersten tierischen Bewohner der Insel waren Vögel, von denen heute etwa 20 Arten auf der Insel heimisch sind. Es werden allerdings von Wissenschaftlern wie von Freiwilligen immer wieder neue Arten entdeckt oder alte Arten wiederentdeckt, weswegen man eine genaue Zahl nicht festlegen kann.

Ein Beispiel für eine Vogelart ist der Newton-Raupenfänger (Tuit-Tuit).

In der Gattung der Insekten wird die Anzahl der Arten auf etwa 5.000 geschätzt, von denen allerdings nur 2.000 wirklich bekannt sind. Unter diesen Arten befinden sich mehr als 500 Spinnenspezies, darunter die Seidenspinne.

Unter Wasser findet man 54 Mollusken-, 9 Schalentier- und 21 Süßwasserfischarten.

Zahlreiche Fisch- und Korallenarten besiedeln die Lavaströme, die das Meer erreichen.

Zu ihnen zählen etwa:

Der poisson-licorne à rostre court. Dieser Fisch hat ein auffällig kurioses Aussehen: Durch seine mit einer speziellen Klappfunktion versehene markante Nasenöffnung, die sich auf der Oberfläche seines Kopfes befindet, kann er Sauerstoff aus der Luft atmen. Auf Deutsch wird er „Nasenfisch“ genannt.

Der barbier à tache rouge macht seinem Namen ebenfalls Ehre: In seinem Visier prangt ein großer roter Fleck.

Der poisson ange à démi cercles hat einen besonders schönen Namen.

Und bei „croissant queue jaune“ denken wir Deutschen wohl alle erstmal an saftiges, buttriges Gebäck – es handelt sich jedoch um eine weitere im Indischen Ozean vorkommende Fischart.

Auch die Korallenvielfalt ist beachtenswert.

Der corail champignon etwa ist eine Korallenart, die tatsächlich vom Aussehen her einem überproportionalen Champignon sehr nahe kommt.

Zuletzt möchte ich noch eine Meeresschildkrötenart erwähnen.

Die tortue imbriquée ou caret hat einen außergewöhnlichen, habichtartigen Schnabel – das sieht man auch an ihrem englischen Namen „hawksbill turtle“. Sie gehört zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeresschildkrötenarten. Als einzige Meeresschildkrötenart, die sich hauptsächlich von Schwämmen ernährt, spielt sie eine große Rolle für das Funktionieren des marinen Ökosystems.

Die größten Faktoren für das maritime Artensterben sind Fischerei und Beifang, Verschmutzung durch beispielsweise Plastikmüll, die Klimakrise, sowie die Zerstörung von Lebensräumen, wie etwa das Töten von Korallen – was auch die Biodiversität der Korallen gefährdet.

Klar ist: Wir müssen alles dafür tun, um die wunderschöne Artenvielfalt auf La Réunion zu schützen und für zukünftige Generationen zu wahren, um auch in Zukunft noch die Schönheit des „echten Garten Edens“ genießen zu dürfen, aber viel mehr noch, um unsere Lebensgrundlage zu sichern – denn durch das Artensterben und ein aus dem Takt geratendes Ökosystem ist die Existenz aller Lebewesen, inklusive uns selbst, gefährdet. Ein intaktes Ökosystem ist die Grundlage für eine gute Zukunft.

Natürlich liegt die größte Verantwortung bei der Politik, welche man aber glücklicherweise durch Wahlen und Demonstrationen beeinflussen kann.

Was jede*r Einzelne noch zusätzlich zum Wählen unternehmen kann:

  • Etwas weniger tierische Produkte verzehren – v.a. Fleisch oder Fisch (der Fischfang ist ein großer Faktor für das Artensterben in den Meeren) etwas reduzieren und nicht mehrmals pro Woche essen
  • Auf seinen Energieverbrauch achten und z.B. kürzer duschen oder die Heizung weniger hoch drehen und stattdessen wärmere Kleidung anziehen
  • Weniger Einwegbehälter nutzen und z.B. für den Coffee To Go einen wiederverwendbaren Thermosbecher verwenden…

Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen.

Wie du siehst, musst du noch nicht einmal groß verzichten, um etwas Gutes zu bewirken. Schon mit kleinen Änderungen im Alltag, die weder Mühe oder Zeit noch große Entbehrungen kosten, leistest du einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. Es ist nur sehr wichtig, dass jede*r von uns anpackt und zumindest etwas tut!

Denn ich für meinen Teil möchte noch lange in einer Welt wohnen, die so bewundernswert und reich an Schönheit ist und in der alles auf wundersame und großartige Weise so zusammenspielt, dass sie allen Arten und Wesen ein lebenswertes Leben ermöglicht.


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